Kurz vor seinem zehnten Geburtstag sei beispielsweise der Tafelladen notwendiger denn je, verdeutlichte Katrin Bauer vom Leitungsteam: Innerhalb eines Monats habe sich der Tagesumsatz verdoppelt – neben Flüchtlingen stehen im Zuge der Wirtschaftskrise auch immer mehr einheimische Bedürftige Schlange, ebenso wie bei den für alle offenen Kleiderkammern. Immer stärker gefragt seien auch Fahrdienste, wenn Senioren ihr Auto abgeben. Dass auch andere Pflegedienste an ihre Grenzen kommen, spüre die Station durch Anfragen aus Nachbarkommunen, erklärte der Vorsitzende Karl-Heinz Stengel, der insgesamt 593 betreute Patienten und 300 Haupt-, Neben- sowie Ehrenamtliche zählt: „Den aktuellen Mehrbelastungen stellen wir uns dabei gerne und staunen gleichzeitig dankbar über die stetige Spendenbereitschaft.“ Denn zwar verzeichnet die Station 2021 ein deutlich positives Jahresergebnis von 230.000 Euro – letztlich war dieses aber nur durch Spenden von über 100.000 Euro und weitere 100.000 Euro aus einer Erbschaft möglich.

Das Kuratorium stimmte dem Jahresabschluss ebenso einstimmig zu wie der Entlastung des Vorstands. Ein leichtes Minus von 16.000 Euro verzeichnete derweil die Nöttinger Demenz-WG, in der acht Menschen mit Demenz rund um die Uhr ambulant betreut werden. Die hohe Akzeptanz und viele positive Rückmeldungen bestärke die Station umso mehr, das zweite WG-Projekt in Wilferdingen voranzutreiben. Wie berichtet, gab das Kuratorium bereits 2020 grünes Licht für den Erwerb eines Anwesens in der Albstraße, wo eine WG einerseits für acht ältere und andererseits für vier Menschen mit Behinderung entstehen soll. Der Kauf erfolgte im Februar, der großzügige Umbau samt Aufstockung soll später als geplant im Herbst erfolgen. Die Station hoffe auf einen Bezug Ende 2023, so Stengel, der inklusive Erwerb mit Gesamtkosten in Höhe von 2,4 Millionen Euro rechnet und sich bereits über eine Landesförderung in Höhe von 625.000 Euro freut. Neben Eigenmitteln und Spenden in Höhe von zusammen 400.000 Euro sowie Darlehen in Höhe von einer Million Euro will die Station bei der Gemeinde einen Investitionskostenzuschuss in Höhe von 355.000 Euro beantragen: „Der Bedarf ist unbestritten da, schon jetzt haben wir zahlreiche Anfragen.“

Bürgermeister Luca Wilhelm Prayon griff die anfangs vom Nöttinger Pfarrer im Ruhestand Hans Martin Griesinger angeführte „Zeitenwende“ auf: „Es ist quasi nicht mehr möglich, in Remchingen neu Fuß zu fassen und zu bauen oder mit einem Gehalt eine Familie durchzubringen. Es fehlen Kitaplätze, Erzieher, Wohnraum und am Ende Pflegeplätze. Umso dankbarer sind wir für die Diakonie und alle anderen, die tagtäglich anderen Menschen dienen.“