CVJM-Sekretär Burghard Schunkert lebt und arbeitet mitten im israelisch-palästinischen Kriegsgebiet
Remchingen (zac). Vieles ist seit dem 7. Oktober 2023 nicht mehr wie es einmal war in der Heimat von Burghard Schunkert. Der CVJM-Sekretär lebt mit seiner Familie in Jerusalem und fährt täglich ins palästinische Autonomiegebiet im Westjordanland zur Arbeit. Schon lange begleitet der israelisch-palästinische Konflikt ihn und seine Mitmenschen auf beiden Seiten. Doch die aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen bringen eine verheerende neue Dimension in den Alltag der Menschen in den umkämpften Gebieten. Neben verschärften Kontrollen und zum Eigenschutz selbst bewaffneten Frauen gehören das Leid und die Trauer zu den Alltagsbildern, die er mit zu einem Vortrag in die Wilferdinger Christuskirche brachte. Dazu hatte ihn der Vorsitzende der Remchinger Diakoniestation Karl-Heinz Stengel eingeladen. Die beiden verbindet eine langjährige Freundschaft und gegenseitige Unterstützung ihrer Arbeit und ehrenamtlichen Projekte.
„In unserer Heimat blühen zurzeit die Mandelbäume in voller Pracht – und gleichzeitig ist das, was gerade passiert, für viele Israeliten persönlich das schlimmste Ereignis nach dem Holocaust“, verdeutlichte Schunkert mit Blick auf den Angriff der Terrororganisation Hamas unter anderem auf ein Musikfestival in Israel und zahlreiche Geiselnahmen, „Viele dachten, die israelische Armee und der Geheimdienst haben das im Griff und so etwas kann nicht mehr passieren – vielleicht hat man die Zeichen nicht ernst genommen.“ Wenige Tage später marschierte dann die israelische Armee in den Gazastreifen ein.
Doch gleichzeitig fehlt es Schunkert nicht an Hoffnung. So erlebe er ganz andere Bilder bei seiner Arbeit: Seit 1987 hat er eine mittlerweile große Einrichtung für Kinder und Jugendliche mit Behinderung im Westjordanland aufgebaut. Bei „Lifegate“ in Beit Jala nahe Bethlehem arbeitet ein Team von engagierten Palästinensern, Israelis und Mitarbeitenden aus dem Ausland zusammen – ein Ort der Hoffnung in einem schwierigen Umfeld. „Wir bleiben da, lassen uns nicht verunsichern und wollen uns einsetzen, um eine Brücke für den Frieden zu bauen“, verdeutlichte Schunkert passend zum Lied „Bridge Over Troubled Water“, das Bertold Engel am Flügel der Christuskirche erklingen ließ, „Im Moment ist die politische Situation so festgefahren, dass man nur auf ein Wunder hoffen kann. Deshalb bitte ich euch, für alle Menschen zu beten.“
Anstatt wie üblich Reisegruppen eine Auszeit zu bieten, kümmern sich die Küche und die Vollkornbäckerei von „Lifegate“ aktuell um Bedürftige in den Kriegsregionen, wo es glücklicherweise zumindest nicht an Regen fehle. Gleichzeitig erfahren die Angebote für die Menschen mit Behinderung eine steigende Nachfrage: 250 Kinder und Schüler kommen täglich und erhalten dort auch Ausbildungen für 14 Handwerksberufe. So wie sich Israeliten und Palästinenser beim Rollstuhl-Basketball vor Kurzem noch den Ball zugespielt haben, wünscht es sich Schunkert wieder. Außerdem hat er die Vision, das „Lifegate“-Zentrum auszubauen und immer weiter auf eigene Beine zu stellen. Als Beitrag für den geplanten Neubau übergaben Frauen der evangelischen Kirchengemeinde Singen einen Spendenscheck über 1.850 Euro aus den Erlösen des Kinderflohmarkts sowie des vergangenen Frauenfrühstücks.
Von der traurigen Realität, aber auch jeder Menge Hoffnung im israelisch-palästinischen Konflikt berichtete Burghard Schunkert (rechts) auf Einladung von Karl.-Heinz Stengel in der Wilferdinger Christuskirche. Foto: Zachmann