Die Ursprünge kirchlich-diakonischem Handeln in Remchingen gehen bis ins 19. Jahrhundert zurück. 1873 wurde im Ortsteil Singen der Frauenverein zur Armen- und Krankenfürsorge gegründet. Ende des 19. Jahrhunderts folgte die Gründung des Frauenvereins in Wilferdingen, wo auch die erste Krankenpflegestation eingerichtet wurde. Die pflegerischen Hilfen in Nöttingen wurden 1922 im Krankenpflegeverein zusammengeführt. Über 100 Jahre lang haben die Gemeindekrankenschwestern aus der Diakonissenanstalt Karlsruhe-Rüppurr die Dienste der Alten- und Krankenpflege in den politischen Gemeinden Nöttingen, Singen und Wilferdingen mit Hingabe und Liebe wahrgenommen. Die Schwestern aus Rüppurr waren für die Menschen unverzichtbare Anlaufstellen in den vielfältigsten Lebens- und Notlagen. 1979 wurden die diakonischen Aufgaben der evangelischen Kirchengemeinden in der Diakoniestation Keltern-Remchingen zusammengefasst. In allen Orten war bis dahin nur eine Gemeindekrankenschwester im Einsatz.

Der Wegfall nachbarschaftlicher und familiärer Strukturen, gesellschaftliche Veränderungen, neue soziale Sicherungssysteme haben in den 80iger Jahren die Verantwortlichen der Kirchengemeinden veranlasst, neu über die Arbeit mit älteren Menschen nachzudenken. Das von den Kirchengemeinderäte Dieter Walch und Karl-Heinz Stengel erarbeitete Pflege- und Betreuungskonzeptes wurde von den Kirchengemeinden in historischen Sitzungen und großer Einmütigkeit beraten und zwei wichtige Entscheidungen getroffen:

  1. Als evangelische Kirchengemeinden wollen wir neu und bewusst unseren diakonisch missionarischen Auftrag auch an älteren und pflegebedürftigen Menschen wahrnehmen.
  2. Wir stellen uns den neuen Herausforderungen und wollen für Remchingen eine eigenständige Diakoniestation in alleiniger Trägerschaft der drei evangelischen Kirchengemeinden gründen.  

Bereits 1990 wurde die ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe gegründet und Edith Huber als Einsatzleitung berufen. Auf Drängen des Landratsamtes wurde 1991 die Betreuung der Bewohner in der neu errichteten Betreuten Wohnanlage Alter Sportplatz übernommen.

Am 6. Mai 1993 war es dann soweit. Die drei evangelischen Kirchengemeinden Nöttingen, Singen und Wilferdingen gründeten den Verein „Diakoniestation Remchingen e.V.“ in alleiniger Trägerschaft der Kirche.

Übertragungsvereinbarungen wurden geschlossen. Damit stellte sich die Diakoniestation bewusst in die segensreiche Tradition kirchlich-diakonischen Handelns in Remchingen. Es war ihr von Anfang an wichtig, allen Menschen in Remchingen, unabhängig von ihrer Herkunft oder Religion, in Krankheit, bei Behinderung, in familiären Notsituationen und im Alter so weit als möglich zu helfen.

Ab Mitte der 90iger Jahre nahm das Aufgabenspektrum als ambulanter Dienstleister eine rasante Entwicklung. Bereits ein Jahr nach der Gründung waren 13 Mitarbeitende angestellt. Die Zahl der zu betreuenden Kunden wuchs kontinuierlich. 2006 hatte die Diakoniestation 16 Mitarbeitende in der Pflege mit einem Jahresumsatz von 600.000 €. 2022 wurden von 89 angestellten Mitarbeitenden und 73 Nachbarschaftshelfern 586 Personen betreut. Der Jahresumsatz übersteigt 2023 die Grenze von 3 Mio. Euro; 2,5 Mio. Euro entfallen auf die Personalkosten.

Die Geschichte der Diakoniestation ist mit vielen kleinen und großen Wundern verbunden. Ohne unser Zutun hat uns die politische Gemeinde im Zentrum von Remchingen ein Grundstück im Wege des Erbbaurechts überlassen. 2006 konnten wir dort funktionale neue Räumlichkeiten und eine zentrale Anlaufstelle für unsere Kundinnen und Kunden schaffen und 2013 und 2021 erweitern. Der Leitspruch der Diakoniestation „Einer trage des Andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“, öffnete uns den weiten Blick nach Außen in die Gesellschaft. Mit Treffpunkt B, der Veeh-Harfen-Arbeit, den Kleiderstuben, der Tafel Remchingen und Ferienwochen kamen neue Angebote dazu. Mit der Wohngemeinschaft für an Demenz erkrankte Menschen in Nöttingen wurde 2018 eine wertvolle Einrichtung eröffnet. Die aktuell im Bau befindlichen Wohngemeinschaften für unterstützungsbedürftige Menschen und für Menschen mit Behinderung stellen erneut Neuland für die Diakoniestation dar. Alle Projekte konnten dank guter Wirtschaftsergebnisse, Erbschaften, Förderungen und der hohen Spendenbereitschaft der Bevölkerung gut realisiert werden.

Die Geschichte der diakonischen Arbeit in Remchingen ist bis heute mit dem Einsatz vieler Menschen verbunden. 285 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bringen sich hauptamtlich, nebenamtlich und ehrenamtlich in die Arbeit ein. Ein wertvolles Pfund ist das ehrenamtliche Engagement von 140 Menschen aus allen Alters- und Gesellschaftsbereichen.

Bis heute wird die Arbeit der Diakoniestation in Vereinsform geführt und verantwortet. Dem ehrenamtlich tätigen Vorstand gehören sieben Mitglieder der Trägerkirchengemeinden an. Alle Vorstandsmitglieder sind seit langem mit dabei. Das Leitungsteam und der Vorstand sind starke Eckpfeiler der Arbeit. Die Wagnisse über all die Jahre hinweg konnten durch dieses Miteinander im Vertrauen auf Gott eingegangen und getragen werden.

Freunde, Förderer, Spender und die Krankenpflege- bzw. Fördervereine der Kirchengemeinden sind unverzichtbare Bausteine der Geschichte der Diakoniestation. Als Verantwortliche ist es „wie ein Wunder vor unseren Augen“, dass wir dieses rasante Wachstum personell, finanziell und kräftemäßig bewältigen und bis heute keine Steuergelder seitens der Gemeinde und der Kirche in Anspruch nehmen mussten. Gott hat uns Jahr für Jahr das geschenkt, was wir nötig hatten.

Die Jubiläen zeigen die Geschichte Gottes mit Menschen, die sich über die Jahrzehnte hinweg in die Arbeit der Alten- und Krankenpflege haben rufen lassen. Unser Dank gilt Jesus Christus, als dem Auftraggeber unseres Tuns. Er hat das hohe Engagement zum Segen für die Menschen werden lassen.

Karl-Heinz Stengel, Vorsitzender der Diakoniestation Remchingen e.V.